Abgeschlossenes Projekt: Resistenzen auf Salatpflanzen

Antibiotikaresistenzen können von Boden, Wasser und Gülle auf angebaute Gemüse gelangen. Eine Studie zeigt die Risiken von der Pflanzung bis zur Ernte.

Antibiotikaresistente Bakterien kommen auch in der Umwelt vor, unter anderem in Böden, Oberflächengewässern und landwirtschaftlich genutzten organischen Düngern. Von diesen sogenannten Reservoiren gelangen sie vermutlich über pflanzliche Lebensmittel auf den Menschen. Will man diese Übertragungswege unterbrechen, ist es notwendig, den Beitrag dieser Umweltreservoire genau zu verstehen. Am Beispiel Kopfsalat – als Modellsystem für pflanzliche Produkte dienend – haben Jörg Hummerjohann und weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschungsanstalt Agroscope nun diese Prozesse untersucht. Ihr Ziel war, Einblick in die Schnittstelle Umwelt-Lebensmittelkette zu erhalten und zu beobachten, wie sich die Belastung mit antibiotikaresistenten Bakterien oder auch nur einzelnen Resistenzgenen während der Wachstumsphase bis zur Ernte entwickelt.

Klarer Effekt bei Verwendung von Gülle

Die Forschenden führten sowohl Experimente mit Salat in Freilandkultur wie mit Salat im Gewächshaus durch. Dabei bauten sie auf übliche Weise Salat an, jedoch in unterschiedlicher Erde, mit und ohne Gülle, mit Flusswasser und sterilisiertem Wasser. In der Freilandkultur fanden sich unabhängig von der Art der Erde oder des Wassers in der frühen Wachstumsphase ähnlich geringe Mengen an antibiotikaresistenten Bakterien und Resistenzgenen auf dem Salat, die mit zunehmendem Wachstum immer weniger wurden. Ein Unterschied machte der Einsatz von Gülle aus, der zu höherer Belastung mit Resistenzgenen führte, die jedoch über die Zeit ebenfalls abnahm und ähnliche Werte erreichte wie bei den Kulturen ohne Gülledüngung.

Wartezeiten vor der Ernte verringern das Risiko

Im Gewächshaus untersuchten die Forschenden zusätzlich, wie sich Gülle und Bewässerungswasser auswirkten, die zuerst mit multiresistenten (ESBL-produzierenden) E. coli-Bakterien kontaminiert wurden. In beiden Versuchen übertrugen sich die resistenten Bakterien auf die jungen Salatpflanzen. Sie blieben jedoch nur wenige Tage nachweisbar, wohingegen sich ihre klinisch bedeutendsten Resistenzgene noch bis vier Wochen nach Übertragung auf den Pflanzen fanden. Die Forschenden empfehlen deshalb, vor der Ernte strikte Wartezeiten einzuhalten, wenn Nicht-Trinkwasser oder Gülle verwendet wurden. Denn beide können multiresistente E. coli-Bakterien enthalten, wie sie im Projekt untersucht wurden. Diese präventive Massnahme beim Anbau ist bei roh verzehrten Produkten wie Salat wichtig, da – anders als bei gekochten Produkten – bei der Zubereitung allfällig vorhandene antibiotikaresistente Bakterien nicht sterben.

Stand: Mai 2022