Abgeschlossenes Projekt: Konsumentinnen und Konsumenten nachhaltig sensibilisieren

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Das richtige Verhalten beim Umgang mit rohem Fleisch und bei der Pflege von Haustieren kann die Übertragung von antibiotikaresistenten Keimen verhindern. Forschende haben die entscheidenden psychologischen Faktoren ermittelt, welche dieses Verhalten bestimmen.

In verschiedenen Alltagssituationen können antibiotikaresistente Bakterien von tierischen Quellen auf Menschen übertragen werden. Besonders relevant sind dabei der Umgang mit rohem Geflügelfleisch sowie die Pflege von Haustieren. Das hat eine Befragung von zahlreichen Expertinnen und Experten ergeben, die Forschende im Rahmen eines NFP 72-Projekts durchgeführt haben. Ausgehend von dieser Risikoeinschätzung haben sie verschiedene Interventionsstrategien entwickelt und getestet, die Konsumentinnen und Konsumenten für ein sicheres Verhalten sensibilisieren.

Bei der Pflege von Haustieren stehen Emotionen im Vordergrund

Das Team um Vivianne Visschers von der FHNW hat hierzu zunächst in ausführlichen Interviews erhoben, wie Konsumentinnen und Konsumenten die jeweiligen Übertragungsrisiken einschätzen. Die Erkenntnisse prüften und vertieften sie mit einer Online-Umfrage in einer repräsentativen Stichprobe deutschsprachiger Konsumentinnen und Konsumenten. So konnten sie einerseits bestehende Wissenslücken identifizieren, anderseits psychologische Faktoren für das Verhalten von Konsumentinnen und Konsumenten ermitteln.

Es zeigte sich, dass beim Umgang mit Lebensmitteln einerseits und mit Haustieren andrerseits sehr unterschiedliche psychologische Faktoren im Vordergrund stehen. So hängt die korrekte Zubereitung von rohem Fleisch etwa wesentlich davon ab, ob eine Person davon überzeugt ist, dass das eigene Verhalten tatsächlich einen Unterschied ausmacht. Der Umgang mit Haustieren wiederum wird von komplexeren Faktoren beeinflusst, die vom Status des Tieres in einem Haushalt abhängen und oft stark mit Emotionen verbunden sind.

Interventionen für den richtige Umgang mit rohem Fleisch erprobt

Ausgehend von den gewonnen Erkenntnissen entwickelten die Forschenden verschiedene Interventionsstrategien, wie Faktenblättern oder Lehrvideos, mit denen Konsumentinnen und Konsumenten für Risiken sensibilisiert und zu einem sichereren Verhalten motiviert werden. In einer Reihe von Experimenten, erwiesen sich die Lehrvideos als vielversprechendste Massnahme. Anschliessend erprobten die Forschenden deren Einsatz in Bezug auf den Umgang mit rohem Geflügelfleisch in einer längeren Onlinestudie über vier Monate hinweg. Mehrere hundert Personen beteiligten sich an der Studie. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt: In einer Gruppe erhoben die Forschende zunächst das individuelle Verhalten und die Motivation jeder Person und stellten dann jeweils eine gezielte Intervention zusammen. In einer zweiten Gruppe erhielten alle Personen dieselbe Intervention, in einer dritten Gruppe gab es keine Intervention.

Höhere Motivation durch massgeschneiderte Interventionen

Während der viermonatigen Studiendauer verbesserte sich das Verhalten der teilnehmenden Konsumentinnen und Konsumenten generell und unabhängig von der Interventionsart. Die Forschenden vermuten, dass die Teilnahme an der Studie für sich selbst bereits einen wesentlichen Effekt auf die Teilnehmenden hatte und sie stärker sensibilisierte. Eine genauere Analyse ergab jedoch Unterschiede in der persönlichen Motivation der Teilnehmenden: Jene, die eine massgeschneiderte Intervention erhalten hatten, waren am Ende der Studie stärker von der Wirksamkeit des eigenen Verhaltens überzeugt und bereit dazu, auch noch weitere Massnahmen umzusetzen.

Die Ergebnisse des Projekts unterstützen Fachleute bei der Entwicklung von Interventionen zur Förderung des sicheren Umgangs mit Lebensmitteln und Haustieren. Sie zeigen die entscheidenden psychologischen Faktoren auf, die dabei berücksichtigt werden müssen. Mit den im Projekt entwickelten und getesteten Materialien steht zudem bereits eine Grundlage zur Verfügung, mit welcher der sichere Umgang mit Lebensmitteln nachhaltig gefördert werden kann.

​Stand: August 2022