Dem Übergebrauch von Antibiotika in der Urologie auf der Spur – weniger ist mehr
In der Urologie werden Antibiotika sehr oft eingesetzt. Doch eine Reduktion dieses Gebrauchs würde die Entstehung von Antibiotikaresistenzen mindern. Wir vergleichen deshalb bei urologischen Operationen eine antibiotische Einzeldosisprophylaxe mit der aktuellen klinischen Praxis von drei und mehr Tagen.
Porträt/Projektbeschrieb (laufendes Forschungsprojekt)
Wir untersuchen in einer Pilotstudie mittels Fragebogen, wie antibiotische Prophylaxen in der Realität bei zwei häufigen Operationen der Prostata angewendet werden. Rund ein Viertel der Urologen halten sich an die europäischen Guidelines bei der transurethralen Resektion (Abtragung von erkranktem Gewebe) und bei der Greenlight Laservaporisation (Verdampfung von erkranktem Gewebe). Dann werden wir in einer randomisierten prospektiven Studie Patienten in zwei Gruppen teilen: Die eine erhält die Einzeldosisprophylaxe gemäss den Leitlinien, die andere eine Drei-Tage-Prophylaxe, wie sie in der Praxis sehr verbreitet ist. So können wir vergleichen, wie sich die jeweilige Prophylaxe auf postoperative Infekte, antibiotikaassoziierte Nebenwirkungen und die Entwicklung von antimikrobiellen Resistenzen auswirkt.
Hintergrund
In urologischen Kliniken werden höhere Raten an antibiotikaresistenten Keimen als in anderen Disziplinen gefunden, bedingt durch den enormen Einsatz von Antibiotika. Etwa zehntausend Männer pro Jahr erhalten in der Schweiz eine transurethrale Resektion der Prostata; die Laservaporisation der Prostata hat sich als Alternative für Patienten unter blutverdünnender Therapie etabliert. Die Vielzahl des Eingriffes erklärt auch den vermuteten Impact auf die Resistenzentwicklung, wenn die Prophylaxe «verlängert» wird.
Ziel
Wir wollen zeigen, dass der Antibiotikaeinsatz bei den untersuchten urologischen Operationen deutlich reduziert werden kann, ohne dabei die Patientensicherheit zu gefährden. Und dass dies die Entwicklung antimikrobieller Resistenzen zu vermindert.
Bedeutung
Wird die Antibiotikaprophylaxe auf eine einzelne Dosis reduziert anstelle von mehreren Gaben über drei Tage, kann dies einerseits die Entwicklung antimikrobieller Resistenzen vermindern, andrerseits führt es zu einer geringeren Belastung für Patientinnen und Patienten bezüglich Nebenwirkungen. Diese vergleichbar einfach umzusetzende Verbesserung käme vielen Patienten zugute und würde helfen, dass bewährte Substanzen auch in Zukunft in der Prophylaxe und Therapie verwendet werden können.
Originaltitel
Single-Dose Versus 3-Day Cotrimoxazole Prophylaxis in Transurethral Resection or Greenlight Laser Vaporisation of the Prostate: A Pragmatic, Multicentre Randomised Placebo Controlled Non-Inferiority Trial